Keep on rollin'

 

Ich war am Wochenende bei meiner Familie in Berlin. Wir waren beim Bowling.

 

Für mich ist das ein schwieriger Sport, weil ich z.B. keinen Anlauf nehmen kann und ohnehin die Kugeln schlecht kontrollieren kann, u.a. durch ihr Gewicht.

Zwar hat auch das sich gebessert seit ich Sport mache und u.a. mit Hanteln trainiere, jedoch hatte sich das im Ergebnis bisher nicht positiv bemerkbar gemacht.

 

Wenn ich dann die Kugel in Bewegung kriege, rollt sie derart langsam, dass man gefühlt zwei Minuten neben der Bahn stehen bleiben kann, bis sie schließlich bei den Pins angekommen ist. Das heißt, wenn sie da überhaupt ankommt. 

Denn meist landen die Kugeln ganz schnell in der Seiten, weil ich mein Handgelenk beim Abwurf immer verdrehe und die Kugel daher nicht geradeaus rollt bzw. nicht lange geradeaus rollt.

 

Früher hatte ich die Kugel sogar mit beiden Händen festgehalten und dann zwischen meinen Beinen Schwung geholt und sie ausschließlich auf diese Weise in Bewegung gekriegt. 

 

Natürlich sind meine Kugeln immer die Kinderkugeln, die leichtesten.

 

Meist wird für mich die Bande hochgemacht. Aber ich möchte das gar nicht.

Zum einen verfälscht das die Ergebnisse der engagierten Mitspieler auf meiner Bahn und zum anderen kriege ich wieder aufgezeigt, dass ich nicht bowlen kann bzw. mir wenig zugetraut wird.

 

Meine Familie gibt mir stetig Tipps, wie ich es besser machen könnte. 

Ich weiß, dass das alles gut gemeint ist. 

Aber es ist jedes Mal das Gleiche und Hilfe ist es nur bedingt. Ich möchte einfach, dass man mich machen lässt.

 

Nicht verwunderlich, dass ich keine wirkliche Lust auf unseren Bowlingabend hatte.
Zumal ich auch noch schlecht gelaunt nach Berlin gefahren bin.

 

Soweit zu meinen Erfahrungen der vergangenen 29 Jahre.

Aber dieses Mal war alles anders - obwohl ich doch gar nichts anders gemacht habe.

 

Allein schon beim ersten Wurf habe ich gleich 7 Punkte gemacht.

Ich kann normalerweise von Glück sprechen, wenn ich auch nur einen Punkt ohne Bande in einem ganzen Spiel erziele. 

 

Die 7 war fortan meine Glückszahl, denn oft habe ich 7 Pins in einem Wurf abgeräumt oder 7 in einer Runde.
Ja sogar ein Strike war fast drin.

 

Bei der Auwahl der Kugeln habe ich diesmal gar nicht allzu sehr auf deren Gewicht geachtet. Obwohl ich krankheitsbedingt den Sport aktuell aussetzen muss und mich daher ohnehin nicht so stark fühle.

 

Diesmal habe ich nur selten die Würfe total verhauen, meist ist die Kugel schön gerade bis zu den Pins gerollt - sogar konstant schneller, als ich es sonst von mir kenne.

 

In zwei Stunden haben wir drei volle Spiele geschafft und ich habe mich stetig gesteigert bzw. meine Punkte schneller erzielt, als im Spiel davor.

Meine Ergebnisse sahen am Ende wie folgt aus:

 

Runde 1 - 21 Punkte

Runde 2 - 36 Punkte

Runde 3 - 36 Punkte

 

Ein Erfolg auf ganzer Linie.

 

Ich frage mich, warum mir meine Familie dennoch so viele Tipps geben und gar die Bande hochmachen lassen wollte, wenn ich doch schon einen so guten Start und am Ende ein so tolles Gesamtergebnis erzielt habe.

 

Ich weiß nicht, was ich anders gemacht habe. 

 

Aber es hat mir den Tag gerettet und mir zudem Freude an einer Sportart geschenkt, die ich sonst schon längst aufgegeben hatte und fast nur noch aus Höflichkeit mitspielte.