Runter kommen sie alle - so auch ich. Selbst wenn für mich der Weg nach unten nicht ganz so weit ist. Ungünstig allerdings, wenn man ausgerechnet dann helle Sachen an hat.
So passierte es mir diese Woche auf meinem neuen Arbeitsweg.
Der letzte Abschnitt meines Weges führt mich vom S-Bahnhof Rübenkamp zum Mexikoring.
Ich bin die Strecke bereits gelaufen. Nur mit ca. 20 Minuten (je nach Tagesfitness) vom Bahnsteig bis zu meinem Schreibtisch erschien es mir schon bald doch recht aufwendig und uneffektiv zu sein die Strecke immer zu laufen.
Also begann ich von Rübenkamp aus Bus zu fahren. Das sind gerade einmal zwei Stationen.
Ich fahre ungern Bus. Gerade als Arbeitsweg versuche ich den Bus zu vermeiden.
Oft fährt der Bus so schnell los, ohne dass ich genug Zeit hatte mir genug Sicherheit zu verschaffen. Denn ich kann aufgrund meiner Gleichgewichtsprobleme nicht laufen, während ein Bus oder eine Bahn in Bewegung ist. Daher muss ich mich auch immer festhalten, sobald ich die Fahrt über stehen muss.
Oft ist es auch voll im Bus und ich muss mich beeilen noch rechtzeitig aussteigen zu können. Auch da kommt wieder mein schlechtes Gleichgewicht zum Tragen, da ich immer warten muss, bis der Bus auch wirklich steht.
Vor allem aber halten sie gern zu weit vom Bürgersteig entfernt und an den unmöglichsten Stellen. Da kann z.B. ein Baum samt großen, herauskommenden Wurzelwerk direkt vor der Tür sein. Nicht unbedeutend, wo ich doch ebenen Untergrund benötige, um mich sicher zu fühlen.
Die Vorteile jedoch meinen Arbeitsweg mit dem Bus zu bestreiten, lagen klar auf der Hand.
Drei Wochen lief alles wunderbar, in der vierten kam es zum Zwischenfall.
Ich hatte in den letzten Tagen festgestellt, dass die Busse vermehrt so hielten, dass eine für mich recht große Lücke zwischen Bus und Bürgersteig entstand. Trotz meiner kleinen Schrittlänge schaffte ich es dann immer noch sicher aus dem Bus auszusteigen.
Diesmal war der Abstand noch größer. Mir war sofort klar, dass ich erst kurz auf die Straße treten und von dort aus dann freihändig auf den Bürgersteig steigen müsste. Allein das ist schon nicht ganz unproblematisch für mich. Denn oft genug habe ich schon Schwierigkeiten damit eine einzelne Stufe freihändig zu bewältigen.
Wie sich dann beim Aussteigen herausstellte, war der Abstand diesmal nicht das einzige oder eigentliche Problem.
Letzten Endes war der Ausstieg einfach zu hoch und meine Beine zu kurz. Aber es war bereits zu spät das Bein wieder hochzuziehen.
Ich stürzte nicht richtig, da ich mich stets mit einer Hand an einer Griffstange absichere.
Ich drehte mich also wie eine Dame bei einem schlechten Pole Dance und landete schließlich auf dem Rücken - direkt zwischen Bus und Bürgersteig - auf der Straße.
Ja, es ist heutzutage wirklich Wunschdenken, zu hoffen in so einer Situation kommt irgendjemand zur Hilfe - und sei es einfach nur nach dem Sturz schlichtweg aufzuhelfen. Selbst nachdem ich sagte, dass ich nicht hochkomme, kam niemand zur Hilfe.
Irgendwann (es kam mir vermutlich länger vor, als es eigentlich war) kam der Busfahrer dazu.
Er fragte, ob ich einen Krankenwagen bräuchte und was das Problem gewesen sei.
Er meinte, ich hätte doch auch vorne aussteigen können.
Eigentlich ist aber gerade das nicht gewünscht und man bekommt vom Busfahrer normalerweise noch einen Spruch reingedrückt, wenn man es doch versucht.
Der Busfahrer war nett. Es war einer der wenigen, die alle Fahrgäste beim Einsteigen freundlich grüßte. Aber aufgeholfen hat auch er mir nicht.
Dabei wäre genau das für mich in dieser Situation das Hilfreichste gewesen, denn ich komme von alleine unglaublich schwer hoch, wenn ich gestürzt bin.
Das Problem ist wohl auch, dass man mir nicht unbedingt ansieht, dass ich Hilfe brauchen könnte.
Dadurch, dass ich aktuell auch nicht sonderlich fit bin, fällt mir einfach vieles wieder viel schwerer.
Mir ging es gut, ich hatte mir nichts getan.
Inzwischen habe ich mich aber dann doch dazu entschlossen den Weg zu laufen und auf den Bus zu verzichten. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass ich etwas für meine körperliche Fitness tun kann.
Ich muss aber sagen, mehr geschockt als von dem Unfall selbst war ich von der mangelnden Hilfsbereitschaft meiner Mitmenschen.