Wochenendzombie

 

Manchmal bin ich einfach Wochenendzombie!

Keine Arbeit, keine Termine, keine Verpflichtungen. Zwei Tage einfach nur ich und die Couch.

 

Früher war viel mehr Action am Wochenende, aber so gefällt es mir eigentlich auch ganz gut.

Lange schlafen, Jogginghose an, Serien gucken, vielleicht mal wieder in Ruhe Musik aufsaugen oder ein Buch weiterlesen.

In dieser schnellen und arbeitsreichen Zeit bleibt da doch oft nicht genug Luft für - mir geht es da nicht anders.

 

Was nun aber unterscheidet den Wochenendzombie von der herkömmlichen Couch-potato?

 

Nun, ein Wochenendzombie hat, wie die Couch-Potato, genug Zeit und Ruhe mal all die Dinge zu tun, die sie schon lange mal tun wollte - tut sie dann aber nicht.

 

Ja, wie oft ärgere ich mich am Ende des Tages, dass ich aufgrund von Arbeit, Kochen, aufräumen (und was man noch so zu tun hat) schließlich im Bett liege, nichts für mich getan habe und sich morgen das Rad wieder ganz genauso weiter dreht.

 

Habe ich dann am Wochenende aber die Zeit all die versäumten Dinge nachzuholen, mich all dem zu widmen, was mir Freude bereitet, hänge ich fast schon komatös, gelangweilt und dadurch wiederum genervt auf der Couch und weiß nichts mit mir anzufangen. Auf das, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, habe ich keine Lust mehr. Nicht mal wirklich auf die schönen Dinge in meinem Leben.

Es ist manchmal wirklich schlimm. 

 

Was ist nur mit mir los? 

Habe ich in der Woche so viel Energie und stehe förmlich unter Strom, so fehlt mir am Wochenende oft regelrecht der Antrieb. Ich gebe zu, der Alltag überfordert mich auch manches Mal.

 

Ich bin noch jung. So ein Wochenende zu Hause sei Verschwendung, gerade für uns junge Menschen, mögen manche jetzt meinen. Doch einfach jeder braucht diese Tage, um wieder mentale Stärke für den heute so stressigen Alltag zu sammeln. 

 

Natürlich haben wir heute im Vergleich zu den Generationen unserer Eltern oder Großeltern viele nützliche Alltagshelfer, die uns eine Menge Zeit und Aufwand sparen. Doch ich bin davon überzeugt, dass unsere Alltag heute psychisch viel belastender ist, als damals.

Da spricht nichts gegen einen Tag auf der Couch - oder auch zwei.

Ja, ich kann nicht leugnen dann froh zu sein noch keine Kinder zu haben.

 

Mir fällt es ohnehin unglaublich schwer abzuschalten. 

 

Habe ich nach einem anstrengenden Arbeitstag endlich mal die Füße hochgelegt, denke ich schnell daran, was noch alles zu tun wäre. Sei es die Frage, ob ich heute doch noch die Wäsche anstellen soll oder einfach der Gedanke an andere Verpflichtungen die nächsten Tage. 

Im Bett dreht sich das Gedankenkarussell dann weiter und besonders schnell. Von essenziellen Fragen rund um mein Leben bis hin zur Aufregung wegen eines Vorstellungsgespräches am nächsten Tag.

 

Am besten kann ich aktuell wirklich bei meinen Eltern abschalten, wenn ich wieder ein paar Tage in Berlin bin.

Dort kann ich mich zwar nicht ganz so frei und unbeschwert bewegen, wie in meinem eigenen zu Hause. Ja, dort habe ich nicht all meine Sachen, die ich gerade dann gern bei mir hätte.

Und doch: Dort nehme ich mir eher die Zeit mein Buch oder meine Zeitschrift wieder in die Hand zu nehmen. Ich fühle mich dort viel ausgeglichener, nicht so unruhig und bin nicht so unter Zeitdruck, den ich mir gern selber mache.

 

Nach zwei Tagen zu Hause ist es schon seltsam sich wieder für den Alltag zurecht zu machen und das Haus zu verlassen. Aber dann war es gut, wie es war.

 

Ich bin ohnehin ein Mensch, der seine Ruhe braucht und mal für sich sein muss - dann eben auch hin und wieder als Wochenendzombie.