Alleine reisen

 

Erst letztes Wochenende bin ich wieder allein mit Sack und Pack nach Berlin gereist.

 

Noch vor meinem Umzug nach Hamburg war es ganz normal für mich alleine zu reisen und noch heute gibt es mir so viel Freiheit und Selbstständigkeit.

 

Natürlich ist das auch jedes Mal eine gewisse körperliche Herausforderung für mich.

 

Ich bin klein, ich bin körperlich nicht so stark belastbar. Deswegen sind auch meine Gepäckstücke kleiner, als vielleicht bei der Durchschnittsfrau. Denn ich muss alles alleine handlen können.

 

Meine kleine Reisetasche ist daher auch nur ca. 40 cm lang und erinnert eher an eine Sporttasche für das abendliche Workout im Fitnessstudio, als an eine Reisetasche für einen Wochenendausflug. Mein größter Rucksack dürfte mit seinen 30 Litern Fassungsvermögen nicht noch größer sein. Sobald ich ihn aufhabe, fühle ich mich schon wie eine Schildkröte mit einem riesigen Panzer.

 

Das heißt aber noch lange nicht, dass meine kleinen Gepäckstücke viel weniger Gewicht haben. Denn trotz allem bin auch ich eine ganz normale Frau. Ich brauche nun mal meine Kosmetika, die verschiedene Lidschatten, Blushes und Highlighter. Das ist genauso, wie mit den Klamotten. Ich brauche diverse Outfitvariationen. So nehme ich schnell viel zu viel mit, aber ich kann mich nunmal erst am Morgen direkt für und gegen gewisse Dinge entscheiden.

 

Dann sind da noch die technischen Geräte oder auch Zeitschriften und Bücher, die ich für die Fahrt oder auch die Abendgestaltung mitnehme. Und meist brauche ich doch nichts weiter, als mein Handy, das Allround-Gerät. Und doch: Ich nehme trotzdem immer ALLES mit.

 

Bei meinen aktuellen Reisen nach Berlin kommt erschwerend hinzu, dass ich für meine Brautkleid-Anproben oft noch mehr mitnehmen muss. So wird es aktuell meist noch ein Gepäckstück mehr.

 

Im Februar war das Gewicht meines Gepäcks wirklich grenzwertig, doch das habe ich erst später richtig gemerkt.

 

Ich fuhr nach der Arbeit direkt Richtung Berlin und hatte meinen großen Rucksack mit.

Nach über einer Stunde Fahrtzeit zur Arbeit war ich natürlich froh den Rucksack endlich abnehmen zu können. Wenn ich innerhalb der Stadt unterwegs bin, nehme ich ihn nämlich nie ab. Denn zum einen bekomme ich ihn relativ schwer wieder aufgesetzt und zum anderen weiß ich nicht, ob ich das Umsteigen mit schwerem, unhandlichen Gepäck sonst schnell genug schaffe.

 

Ich hatte den ganzen Tag auf Arbeit Rückenschmerzen, auch kurz vor Feierabend noch. Etwas beunruhigend. Schließlich hatte ich gleich noch eine kleine Odyssee mit diesem schweren Gepäck Richtung Berlin vor mir. Es ging aber alles gut.

 

Egal, ob ich mit Bahn oder Fernbus reise. Egal, ob ich Koffer, Reisetasche oder einen großen Rucksack mitnehme. Mein Gepäck kommt nicht in die Hutablage. Es bleibt bei mir. Es ist mir einfach zu schwer es hoch zu heben und vor allem bin ich einfach zu klein.

 

Selten nur gibt es Menschen, die fragen, ob sie dir mit deinem Gepäck helfen können und es dir in die Hutablage legen. Das finde ich gar nicht so schlimm. Denn, wenn mir jemand hilft und aber vor mir aussteigt, kann er mir nicht mehr helfen, wenn ich aussteige. Ich persönlich spreche ungern Fremde an und frage sie um Hilfe. Ich komme lieber selbst klar. Und daher bliebt mein Gepäck eben unten stehen.

 

Meine Eltern fragen mich immer, ob sie mich abholen und mir mit meinem Gepäck helfen kommen sollen. Das ist natürlich lieb, aber im Grunde nie wirklich notwendig. Denn schließlich schaffe ich es auch immer mit Gepäck zur Arbeit bzw. bis zum Bahnhof. Da ist das letzte Stück auch kein Problem mehr und meine Eltern sparen sich die Zeit. Denn für die Strecke von Köpenick bis zum Hauptbahnhof und wieder zurück braucht man mindestens eine Stunde.

 

Als ich nun letztes Wochenende in Berlin ankam, habe ich mir noch bei Mc Donald’s am Hauptbahnhof ein Menü zum Mitnehmen geholt.

Aber darauf folgte ein Problem, mit dem ich nicht gerechnet hatte. 

 

Man gab mir eine kleine Papiertüte (ohne Henkel) und das Getränk separat. Schlecht, da ich immer eine freie Hand brauche und ich hatte schließlich auch meine Reisetasche mit.

Das Getränk oder das Menü - eins von beidem war zu viel. Was also tun?

 

Irgendwie habe ich das Getränk noch in die Tüte bekommen und irgendwie schaffte ich es dann auch noch diese Tüte festzuhalten. Es war schon ein Krampf.

Jeder kennt diese Pappbecher mit den undichten Plastikdeckeln, die sich nur bei ganz leichtem Zusammendrücken lösen und somit eine halbe Überschwemmung auslösen können.

Es grenzt förmlich an ein Wunder, dass ich das Getränk VOLL nach Köpenick bekam.

 

Eine weitere meiner kleinen Herausforderungen im Alltag.

 

Ich reise nicht mehr so viel allein. Ich habe oft die Unterstützung meines Freundes. 

Natürlich macht es das Reisen für mich so angenehmer und komfortabler. Meist muss ich nicht mehr tragen, als meine Handtasche.

Natürlich sind auch die eigenen Eltern eine Hilfe, wenn sie sich extra auf den Weg machen, um dir mit deinem Gepäck zu helfen.

 

Und doch: Alleine reisen, von Anfang bis Ende, gibt mir einfach so viel Freiheit, Eigenständigkeit und vor allem: Normalität.