Konzertmädchen - Donots Edition

 

Das Konzert der Donots am 11.04.2003 im Lindenpark in Potsdam war eins meiner ersten Livekonzerte und damit ein Schlüsselerlebnisse auf meinem Weg zum Konzertmädchen.

 

Ich war mit meinem ältesten Bruder dort, der mich damals mit ihren Alben versorgte. 

Im Grunde habe ich sie aber durch Viva und ihren Cover-Song von Twisted Sister kennen gelernt - „We‘re not gonna take it".

Ausgerechnet ein Cover-Song führte also zur Liebe zu dieser Band, die noch immer genauso anhält.

 

Nach diesem Konzert im April 2003 warteten wir noch am Tourbus auf die Band, um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Das erste Treffen mit einer meiner Lieblingsbands. 

Die „Amplify - the good times“ hatte ich damals rauf und runter gehört und war absolut textsicher.

 

Ich traf also die Band und hatte aber - völlig unvorbereitet - nichts zum Unterschreiben mit.

Zu der Zeit war ich noch mit Rollstuhl auf Konzerten. Also unterschrieben sie mir kurzer Hand auf dem transparenten Speichenschutz meines Rollstuhlrads.

 

Ab sofort war dieser Speichenschutz ein wichtiges Symbol für mich, eine Art Heiligtum.

 

Fortan wollte ich meinen Rollstuhl am liebsten gar nicht mehr groß benutzen. Schließlich wollte ich die Autogramme schützen. 

Wir wischten zu Hause noch einmal sanft den Speichenschutz ab und bevor der Rollstuhl wieder abgegeben wurde, bauten wir ihn ab und behaupteten einfach er wäre uns kaputt gegangen.

 

Er hing dann Jahre lang über meinem Bett in meinem Kinderzimmer.

Und nach mittlerweile 6 Jahren in Hamburg ist er nun auch endlich bei mir im Norden angekommen. DEN Platz der Plätze habe ich dafür aber leider noch nicht gefunden.

 

Seit 2003 war ich auf fast jedem Berlin-Konzert der Tour und oft in der ersten Reihe, trotz Pogo. Die Absperrung war meine Absicherung. Jedes Mal ein toller Moment von der Bühne aus von der Band - insbesondere Ingo Knollmann - vertraut angelächelt zu werden, Energie übermittelt zu bekommen und gleichzeitig die eigene Energie der Band zurück geben zu können.

Zugleich waren diese Konzerte immer wie ein großes Familientreffen. Man sah dieselben bekannten vertrauten Gesichter, auf die man sich ebenso sehr freute. Das gehörte eben immer alles irgendwie zusammen.

 

Am 20.12.2007 hatte ich dann die Ehre Ingo Knollmann im Rahmen eines Onlinemagazins, für das ich damals schrieb, interviewen zu dürfen. 

 

Sie spielten an dem Tag auf dem „Lars Christmas-Festival“ im Berliner Postbahnhof.

Ich war am späten Nachmittag eingeladen und Ingo hatte viel Zeit und natürlich gute Laune für mich mitgebracht.

 

Heraus gekommen ist dabei ein vielschichtiges Interview, in dem die gute Stimmung während unseres Gespräch, wie ich finde, selbst im Geschriebenen beim Lesen wunderbar rüberkommt.

Es hat mir großen Spaß gemacht und ich erinnere mich noch heute gern an diesen Abend zurück.

Vielen Dank noch einmal, lieber Ingo, fallls du das liest.

 

Das Interview könnt ihr hier ungekürzt nachlesen.

 

Ich hatte dann ein paar Jahre eine Phase, in der ich sie nicht mehr regelmäßig auf ihren Live-Konzerten besuchen kam.

Und dann kam auch noch das erste deutschsprachige Album „Karacho“, dem ich zuerst nicht viel abgewinnen konnte. Das war noch ein Grund weniger für mich wieder ein Live-Konzert von ihnen zu besuchen. Vor allem kein Konzert der zugehörigen Tour. Schließlich würden da genau diese Songs natürlich im Mittelpunkt stehen.

 

Das neue deutschsprachige Album „Lauter als Bomben“ änderte auch diese Sicht ein wenig und ich wollte sie unbedingt mal wieder live sehen.

 

Im Februar diesen Jahres hatte ich dann eine meiner Brautkleid-Anproben in Berlin und zufälligerweise spielten die Donots an genau diesem Freitag in der Stadt.

Ein paar Tage zuvor sprach mich eine gute Freundin von darauf an. Bis dahin hatte ich mich damit gar nicht beschäftigt. Aber genau durch dieses spontane Vorhaben wuchs die Vorfreude besonders.

 

Sie spielten im Huxley‘s neue Welt und ich hatte mir diesmal einen Platz hinter dem Mischpult gesichert. Es muss nicht immer die erste Reihe sein, Hauptsache ich sehe etwas und habe kein reines Hörspiel.

 

Auf die guten alten Zeiten.

 

Rein objektiv betrachtet spielten sie viel zu viele deutsche Songs. Dafür, dass sie so ein schönes und großes englisches Repertoire haben. Das fand ich etwas bedauerlich nach all den Jahren Donots-live-Abstinenz. Dennoch war es ein rundum schöner Abend, zu dessen Abschluss es auf dem Nachhause-Weg die obligatorische Bananenmilch in der Glasflasche vom nächsten Späti gab. Obwohl eine einfache Bananenmilch im Glas - im Vergleich zu früher - gar nicht so leicht zu finden war. Der Berliner Späti ist eben auch nicht mehr das, was er mal war.

 

Ich übernachtete bei meiner Freundin.

Dass meine Füße den Tag später gut weh tun würden und etwas Erholung brauchen würden, das war mir von Vornherein klar. 

Was aber dann kam, damit hatte ich nicht gerechnet.

 

Ich konnte so gut wie gar nicht mehr laufen. Jeder Schritt war eine wirkliche Qual. 

Und ich war NOCH viel langsamer zu Fuß, als ohnehin schon.

 

Meine Freundin wollte ein bisschen mit mir spazieren gehen. Ich konnte das gut verstehen. Das Wetter war schön, sie geht gerne raus und wir wollten die Zeit zusammen noch etwas effektiver nutzen. 

Am liebsten bleibe ich allerdings nach solchen für mich körperlich anstrengenden Abenden einfach nur zu Hause und erhole mich. Nach DIESEN Nachwirkungen erst recht. Es wäre auch wirklich das Vernünftigste gewesen. 

 

Allerdings wollte ich so gerne die leckeren Crêpes probieren, von denen sie mir erzählte, aber vor allem hätte ich ein schlechtes Gewissen meiner Freundin gegenüber gehabt, wenn wir doch nicht raus gegangen wären.

Nur habe ich dann für eine Strecke, für die ich für gewöhnlich nur ca. 10 Minuten brauche, mal eben etwa das Dreifache benötigt. Und auch da: Jeder Schritt eine wirkliche Qual.

 

Zwar hatte ich im Anschluss noch etwas Zeit mich bei ihr auszuruhen, ein Fußbad zu nehmen und meine Füße wortwörtlich hochzulegen. Normalerweise hilft das schon ein wenig. Diesmal aber so gar nicht. Nach allem, was ich bereits erlebt habe, für mich tatsächlich selbst etwas beunruhigend.

 

Ich habe natürlich ein paar Vermutungen, warum es mir nach diesem Konzert tatsächlich SO schlecht ging. Zum einen bin ich es mittlerweile gar nicht mehr wirklich gewohnt stundenlang zu stehen und zum anderen stand ich die meiste Zeit auf der Gitterfläche der Absperrung, weswegen ich dauerhaft Kraft aufwenden musste mein Gleichgewicht zu halten. 

Aber selbst das hätte sich nicht dermaßen negativ auswirken dürfen, meiner Erfahrung nach.

 

Wie ich schließlich genau ohne weitere Probleme abends von Weißensee zum Tierpark zu meinem Bruder gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr wirklich. Aber ich schaffte es irgendwie und er war sogar etwas neidisch, dass ich bei den Donots war. 

 

Es hätte fast wieder so ein Abend werden können, wie damals am 11.04.2003 in Potsdam, als alles anfing.

Vlog der Donots zum Berlin-Konzert

Auch Ingo Knollmann hat Schmerzen nach dem Berlin-Konzert