Happy new year - Happy new believing?

  

Das neue Jahr, es ist erst ein paar Tage alt. 

Weihnachten ist vorbei, die Besinnlichkeit vorüber und vielleicht auch schon so manch ein Neujahrsvorsatz.

 

Wir könnten uns vornehmen netter zu unseren Mitmenschen zu sein.

Und sei es nur durch ein nettes Wort, ein Kompliment oder einfach nur ein Lächeln.

 

Oft tun wir uns schwer ein Kompliment einfach kommentarlos anzunehmen.

 

Kommt beispielsweise von einer Kollegin das Kompliment „Die Jacke ist aber schön“ antworten wir oft „Ach das alte Ding…“ anstatt einfach nur danke zu sagen.

 

Auch ich habe früher gar nicht gemerkt, dass ich mir mit irgendwelchen Kommentaren das Kompliment einfach nur selbst kaputt gemacht habe. 

Mittlerweile fällt es mir leichter ein nettes Wort anzunehmen und es einfach als solches stehen zu lassen.

 

Weihnachten ist vorbei. 

 

Dabei gehen in dieser Zeit die meisten Spenden bei diversen Vereinen und Hilfsorganisationen ein, Nächstenliebe wird groß geschrieben.

Und was ist danach? Das neue Jahr ist doch gerade mal ein paar Tage alt.

 

Letzte Woche hatte ich auf dem Heimweg eine ganz besondere Begegnung, die noch immer nachklingt.

 

Eine Frau trat von hinten an mich heran und sprach folgende Worte: „Ich hatte so ein Gefühl und ich habe eine Botschaft für dich. Gott liebt dich und er hat einen Plan für dich.“

Worte, wie sie so ähnlich bestimmt schon jeder von uns gehört hat. 

Soweit, so gut. 

 

Ich glaube schon, dass manche Dinge nicht aus einem Zufall heraus passieren, aber ich bin nicht gläubig.

 

Wenn mich also solche Menschen ansprechen, versuche ich mich gar nicht weiter darauf einzulassen. Selbstverständlich respektiere ich ihren Glauben, jedoch möchte ich einfach nicht „bekehrt“ werden.

 

Aber sie war so gar nicht aufdringlich und hatte einfach eine sympathische Ausstrahlung.

Wir kamen weiter ins Gespräch und standen so einige Minuten beisammen.

 

Ja, an ihrer Wortwahl merkte ich natürlich ihren starken Glauben, aber daneben eben auch ihre tiefe Aufrichtigkeit.

 

Es stellte sich heraus, dass sie mich angesprochen hatte, weil sie gesehen hatte, dass ich etwas mit meinem Bein habe.

 

Aus ihrer Sicht war es so, dass Gott sie zu mir geschickt hat, um mir seine Botschaft zu übermitteln („er liebt dich und er hat einen Plan für dich“).

 

Sie fragte nach den Hintergründen. 

Da war kein Mitleid zu spüren, einfach reines Interesse,

Wir befanden uns auf Augenhöhe, trotz unterschiedlichem Glauben.

 

Sie fragte mich schließlich, ob sie für mein Bein beten dürfe. Jetzt und hier, inmitten des Bahnhofs.

Ich fand es befremdlich, aber auch gleichzeitig irgendwie schön, dass jemand sich die Zeit nehmen wollte für mich zu beten.

 

Während wir da so standen, am S-Bahnhof Berliner Tor, ein Umsteigebahnhof, zur Rush hour, ertappte ich mich zwischenzeitlich dabei, zu schauen, ob die Menschen um uns herum zu uns rüber blickten. Eben weil doch sehr oft so manch religiöser Begriff fiel. 

Ich ertappte mich also anfangs bei dem Gefühl hier eigentlich nicht unbedingt noch viel länger mit ihr zusammen stehen zu wollen.

 

Bis sie dann wirklich zu beten anfing. Denn ich willigte ein. 

Ich sah keinen Grund ihrem Wunsch nicht nachzukommen.

 

Sie fasste mich während das Gebetes an. Sie betete für meine Gesundheit.

Und irgendwas machte das mit mir. Ich war danach ziemlich gerührt.

 

Ich kann nicht genau erklären was es war. 

Ob es die Wortwahl war in Verbindung mit ihrem freundlichen Wesen oder vielleicht auch die Tatsache, dass dort ein völlig fremder Mensch ganz unvoreingenommen und uneigennützig etwas für mein Wohl tun wollte - und sei es nur durch ein Gebet.

 

Mich überkam das Bedürfnis ihr irgendetwas zurück geben zu wollen und ich umarmte sie schließlich als Dank.

 

Wir fuhren noch ein Stück S-Bahn zusammen.

 

Es stellte sich heraus, dass sie einst in Neu-Allermöhe West wohnte - in exakt derselben Straße, in der ich jetzt wohne.

 

Ich glaube nicht an Zufälle.