Das Kleid aller Kleider - Teil 1

 

Über die Suche meiner Brautschuhe habe ich bereits geschrieben (ihr könnt den Artikel hier noch einmal nachlesen).

Aber wie war das eigentlich mit dem Brautkleid?

 

Ich hatte für Anfang November 2017 einen ersten Termin gemacht, also fast ein Jahr vor der Trauung.

Ich entschied mich für das Hochzeitshaus in Berlin.

Zum einen, weil meine Trauzeugin und meine Mutter in Berlin wohnen, zum anderen weil ich hörte, dass es dort eine große Auswahl geben sollte.

Denn die Auswahl war mir besonders wichtig.

 

Ich wusste nicht welche Art von Brautkleid mir stehen könnte und auch meine Größe (1,50 m) würde mit Sicherheit eine Rolle spielen.

Ideen und Vorstellungen was ich gern einmal anprobieren würde hatte ich natürlich schon.

 

Ich trage gern Kleider, die bis zum Knie gehen und ab der Taille ein wenig ausgestellt sind.

Ich weiß, dass auch manche Freunde mich in einer Art Rockabilly-Brautkleid gesehen haben.

 

Aber natürlich wollte ich nicht das, was man von mir erwartete oder schon kannte. Ich wollte etwas Anderes, etwas Besonderes. Ich wollte überraschen. Meinen Bräutigam, aber irgendwo auch mich selbst. Denn ich finde es immer interessant zu sehen, was ich noch aus mir machen kann, wie viele verschiedene Facetten ich noch haben kann.

 

So gern wollte ich endlich mal ein langes Kleid. Schleppe kam aber natürlich wegen meiner Gehbehinderung und der damit erhöhten Stolpergefahr schon mal nicht in Frage.

 

Einen weiten Rückenausschnitt wünschte ich mir, Träger mit kleiner Spitzen-Verzierungen, die über das Kleid verlaufen, keine Ärmel, vielleicht ein figurbetontes Kleid, weil ich bis dahin noch stark abnehmen und dann meinen Erfolg natürlich entsprechend präsentieren wollte. 

Ich wollte mich meiner Familie und meinen Freunden halt so zeigen, wie sie mich noch nie zuvor gesehen hatten.

 

Ich empfand meine Wünsche und Vorstellungen nicht besonders anspruchsvoll.

 

Ich hatte eine so nette und herzliche Beraterin bei der ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt hatte. Wir gingen nur zu zweit durch das Geschäft und trafen die Auswahl von Kleidern, die wir mit in die Kabine zur Anprobe nehmen wollten - meine Begleiterinnen hatten kein Mitspracherecht.

 

Ein Vokuhila-Kleid habe ich mir auch vorstellen können, oder ein Mermaid-Brautkleid.

Letzteres ist aber eher was für größere Frauen ab ca. 1,60 m, wie mir meine Beraterin mitteilte. 

 

Gerne hätte ich es trotzdem einfach mal so anprobiert. Aber pro Anprobetermin ist es empfehlenswert nur etwa 5 Kleider zu wählen, einerseits wegen des Zeitlimits von etwa 1 1/2 Stunden pro Termin, andererseits wohl auch wegen „wer die Wahl hat, hat die Qual“. 

Also habe ich meiner Beraterin vertraut und es sein lassen.

Leider habe ich auch nur ein Vokuhila-Kleid gesehen, das mir zudem nicht gleich sonderlich zugesagt hat, weswegen es auch nicht weiter in die engere Auswahl kam.

 

So ging es halt mit 5 anderen schönen Kleidern in die Umkleidekabine.

 

Was dann folgte war förmlich ein „Brautschaulaufen“, denn ich musste mich vor fremden Bräuten und deren Begleitern präsentieren, die ebenfalls anwesend waren. Auch wenn ihre volle Aufmerksamkeit ja sicherlich nicht mir galt, war es doch erst ungewohnt für mich.
Denn es war keine Privataudienz, so wie es mir in Fernsehshows immer vermittelt wurde.

 

Hätte ich nicht eine so tolle Beraterin gehabt, hätte diese Situation wohl maßgeblich meinen Wohlfühlfaktor und damit auch meine Kaufentscheidung negativ beeinflusst.

 

Ich präsentierte mich mit jedem der 5 Kleider vor meinen Begleiterinnen. Egal, ob ich schon vor dem Spiegel in der Umkleidekabine wusste, dass es das definitiv nicht sein würde. Denn ich wollte meine Begleiterinnen natürlich auch etwas zeigen.

 

Die gewünschten engeren Kleider, die ich anprobierte, waren mir persönlich dann doch zu wenig Braut und das gewisse Etwas fehlte einfach. 

Diese engeren Kleider ohne viel Schnickschnack sind auch eher für rein standesamtliche Trauungen gedacht, wie mir meine Beraterin erklärte.

 

Ich hatte anfangs auch über zwei Kleider nachgedacht, eines für die Trauung (etwas pompöser) und ein schlichteres und bequemeres für die Feier. Diesen Gedanken hatte ich aber schließlich wieder verworfen.

 

MEIN Kleid schließlich, das Kleid aller Kleider, hatte ich bereits als zweites oder drittes anprobiert. Noch in der Umkleidekabine hatte ich ein Gefühl für dieses Kleid entwickelt.

 

Ich schwankte am Ende zwischen zwei Kleidern und probierte beide immer wieder an.

Und obwohl ich bereits in der Umkleidekabine ein besonderes Gefühl für besonders eines der beiden hatte, war es zuerst nicht DAS Gefühl.

 

Und trotzdem entschied ich mich schlussendlich für genau dieses Kleid. 

Als ich schließlich aussprach, dass eben dieses Kleid mein Kleid sein wird, genau da kamen mir dann die Tränen. 

Da war es dann endlich, dieses überwältigende Gefühl, auf das ich gewartet hatte.