Inzwischen finde ich es etwas schade, dass von den anderen Kleidern, die ich bei der Anprobe an hatte, keine Fotos gemacht wurden. Ich erinnere mich selbst nur noch bedingt.
Die Hauptsache ist dann aber doch, dass mein Traumkleid gefunden war - und das bereits in dem allerersten Geschäft.
Es hatte so viel, was ich mir gewünscht hatte. Träger, leichte Spitze, zumindest einen leichten Rückenausschnitt und es war lang. Der Rockteil war aus Tüll, der sich so schön bewegte beim Gehen.
Es hatte wirklich sofort die perfekte Länge. Es bedeckte die Schuhe, aber es war nicht so lang, dass ich Angst haben musste darauf zu treten. Es war wirklich wie für mich gemacht. Gesucht und gefunden. Wie ein Zeichen, dass es einfach zu mir gehörte.
Das Witzige: Es war eigentlich ein Kurzkleid.
Meine Beraterin war so verzaubert, ihre Kolleginnen schließlich auch.
Sie sagte, sie könne sich das Kleid nun gar nicht mehr an einer normalgroßen Frau vorstellen.
Der Vorteil bei meiner Anprobe und bei meiner gesamten Kleiderauswahl war: Ich brauchte mich nicht auf die Hocker stellen, die es gab, damit die überlangen, noch nicht individuell angepassten Brautkleider besser fallen. So fühlte ich mich gleich wohler, weil ich keine Hilfe anfordern musste, um auf diesen Hocker zu kommen und das Gleichgewicht auf ihm halten zu können.
Das Kleid war also gekauft und es kostete sogar viel weniger, als gedacht und als maximal eingeplant war.
Gleich dazu habe ich einen kleinen Glitzergürtel mit Strassteinen, der noch einen kleinen, schönen Akzent setzte. Durch die Änderungsschneiderei und den Schleier wurde das Kleid im Grunde doppelt so teuer.
Mein Kleid wurde als Neuware für mich bestellt und war bereits einen Monat später abholbereit.
Bei der finalen Anprobe mit allen Details war auch meine Beraterin wieder von der Partie.
Ein übliches Boucléjäckchen wollte ich nicht tragen. Es ist mir schlichtweg zu altmodisch und rutscht durch seine Form ständig von den Schultern.
Ich hatte mir selbst zwei Strickjacken in Offwhite bestellt, die ich mit zur finalen Anprobe nahm.
Ich entschied mich schließlich für meine Turnschuhe und gegen die Absatzschuhe. Diese wären ohnehin vielmehr in Frage gekommen, wenn es ein kürzeres Kleid geworden wäre - und dann eigentlich auch nur für die offiziellen Fotos. Für das Gesamtbild. Für mein Gefühl. Aber so verschwanden die Turnschuhe unter dem langen Tüll.
Über meine Brautschuhsuche könnt ihr hier noch mal genau nachlesen.
Vor allem aber wollte ich bei der letzten Anprobe noch einen Schleier testen.
Meine Beraterin hatte aber leider den Schleier nicht vorrätig, der ihr für mich vorschwebte. Ein leichter Kurzschleier. Aber ich konnte und wollte nun nicht dafür regelmäßig nach Berlin fahren. Eine Kostenfrage und auch eine Frage der Organisation mit meinem damaligen Arbeitgeber.
Welcher Schleier war mir eigentlich erst mal egal. Ich wollte zumindest einmal ganz allgemein das Gefühl dafür bekommen, ob mir ein Schleier steht und ob er im Gesamten Sinn ergibt - und nicht vielleicht doch zu viel wird. Doch eigentlich war er auch schon wieder ein Muss - schließlich trägt man im Regelfall nur einmal im Leben ein Brautkleid und damit einen Schleier.
Meine Beraterin kam dann schließlich mit zerknautschtem Gesicht wieder - und einem Kurzschleier in der Hand.
Eigentlich wollte sie ihn mir gar nicht anbringen, weil er ihrer Meinung nach einfach nicht passte.
Und was soll ich sagen? Es war der Schleier, der mein Brautoutfit schließlich komplett machen sollte. Wieder ein Zufallstreffer. Wieder war die Beraterin so erstaunt, wie gut es funktionierte. Wie schon beim Kleid.
Es war ein wunderschöner, mehrlagiger, gewellter Schleier, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
Ich konnte mich gar nicht sattsehen, als ich mich in meinem kompletten Brautoutfit sah. Obwohl noch Make Up und Frisur fehlten für das Rundumgefühl - ich fühlte mich schon so unglaublich wohl und wollte mein Kleid gar nicht mehr ausziehen. Mir wurde zwar die Zeit gegeben, die ich brauchte, um mich zu betrachten und alles zu verarbeiten, aber es war trotzdem nicht genug.
Ich konnte es kaum noch erwarten es das nächste Mal final an meinem Hochzeitstag zu tragen - es waren da noch knapp 4 Monate.
Hochzeitsfotos unserer Fotografin Lorena Melinda
Vorschaubild von:
Michael Hellmuth
Kinzerallee 10
12555 Berlin