Als ich vor sieben Jahren nach Hamburg gezogen bin, gehörte ich zu denjenigen, die die S-Bahn Hamburg gelobt haben.
Denn schon zu der Zeit war die S-Bahn Berlin eine regelrechte Katastrophe - und das obwohl beide Betriebe zur Deutschen Bahn gehören.
Meine Meinung positive Meinung gegenüber der S-Bahn Hamburg hat sich seit einigen Wochen sehr gewandelt.
Auf meinem täglichen Arbeitsweg gehören Ausfälle der Verstärkerlinie S2 und andere Verspätungen mittlerweile zur Tagesordnung.
So auch vergangenen Montagmorgen.
Durch eine Stellwerkstörung war ich bereits für nur zwei Stationen über 40 Minuten unterwegs.
Kurz vor meinem Ziel am S-Bahnhof Berliner Tor kam dann eine weitere Verzögerungsmeldung der Zugführerin: Rettungswageneinsatz.
Erst jetzt fingen die meisten meiner Mitfahrer und Mitfahrerinnen an ihre Chefs, Kollegen, Familien und Freunde über die Verspätung zu informieren.
Sie waren bis dahin wirklich erstaunlich geduldig.
Eine andere Dame dagegen rief niemanden an, sondern sie wurde angerufen. Anscheinend wurde sie an ihrem Zielort bereits vermisst.
Ich hört sie nur sagen: „Nichts passiert, nur S-Bahn“.
Ich musste bei dieser kurzen und knappen Wortwahl sehr schmunzeln.
So unterstrich es doch, dass Fahren mit der S-Bahn Hamburg mittlerweile zu einer regelmäßigen Tortur und leider dadurch auch zu einer Gewohnheit auch meiner Mitmenschen geworden ist.
Ich habe erst vor kurzem Leserbriefe entdeckt, wie sie zu genau dieser Thematik an Die Zeit geschickt wurden.
Manche waren trotz Ärgernis sehr witzig gehalten, manche andere dagegen machten ihrem Unmut mehr als Luft und wiederum andere sahen es erstaunlich locker und nutzten die gezwungenermaßen gewonnene Zeit für ihr Freizeitvergnügen in dem sie sich zum Beispiel eine weitere Folge ihrer Lieblingsserie anschauten - Internet, Streaming und Smartphone sei Dank.
Am interessantesten unter all den Leserbriefen war aber der eines tauben Fahrgastes.
Er schrieb, er müsse in solchen Situationen immer die anderen Fahrgäste beobachten, um herauszufinden, ob er umsteigen müsse etc.
Über Internet, Twitter & Co würde er nicht an die notwendigen Informationen kommen.
Und das in der heutigen, eigentlich schnellen digitalen Welt und Social Media.
Auch das hat mit Barrierefreiheit zu tun.
Letzten Montag benötigte ich dann übrigens für eine Strecke, die normalerweise nur 12 Minuten dauert, letzten Endes eine ganze Stunde länger.
Wenn die S-Bahn Hamburg nicht bald zu ihrer alten Form zurückfindet und sich darüber hinaus nicht noch viel weiter verbessern kann, wird mein täglicher Arbeitsweg erst recht interessant, sobald Oberbillwerder erst einmal steht - ein neuer Stadtteil, der auf der anderen Bahnhofsseite vom S-Bahnhof Allermöhe und damit in meiner direkten Nachbarschaft entstehen soll.
Es wird dann tagtäglich mit etwa 7.000 Fahrgästen mehr gerechnet.