Die Hürden


Das Leben mit Hund brachte einige Hürden mit sich. 

Von so mancher hätte ich vorher selbst nicht gedacht, dass es eine sein würde.

 

Sieben Monate nun schon sind wir zu dritt.

 

Obwohl Sanny deutlich mehr auf meinen Mann fixiert ist, sind aber auch sie und ich ein mittlerweile wirklich gutes Team geworden.

 

Natürlich merkt sie, dass ich anders mit ihr umgehe, als er. Aber dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass sie sich das sehr zu Nutze macht. Sie scheint sogar teilweise so etwas wie Rücksicht auf meine Situation zu nehmen.

Hier ein Beispiel:

 

Weil ich beim Treppensteigen immer ein Geländer als Stütze benötige, bleibt mir nur eine freie Hand, um sie zu tragen. Mit dieser greife ich unter ihre Brust und Bauch und trage sie praktisch über meine Hand baumelnd die Treppen hinunter und wieder herauf. Sie stellt sich sogar meist schon automatisch neben mich, damit ich sie sofort greifen kann.

Bei meinem Mann mag sie gar nicht so getragen zu werden und zappelt die ganze Zeit. Er trägt sie stattdessen auf seinen beiden Armen liegend.

 

Ich bin viel sicherer geworden im Umgang mit ihr, aber habe auch gelernt meinem Hund zu vertrauen.

 

Ich habe keinen erhöhten Puls mehr, wenn wir anderen Hunden begegnen oder auch nur eine Straße überqueren.

 

Ich leine sie im Innenhof ab, um zu trainieren oder zu spielen. Sogar wenn ein Kind nur wenige Meter entfernt im Sandkasten spielt. Zu Trainingszwecken läuft sie auch mal in der Nähe von leicht befahrenen Straßen frei und ohne Leine.

 

Diese Situationen - vor allem ohne Beisein meines Mannes - wären noch vor ein paar Monaten oder gar Wochen undenkbar für mich gewesen aus Angst sie würde weglaufen oder ihr könnte etwas passieren. 

 

Mein jetziges Vertrauen in sie hat mit Sicherheit auch zur Stärkung unserer Bindung beigetragen.

 

Ich kannte es bisher einfach nicht, dass ein Hund auch dann bei dir bleibt, wenn er frei laufen kann.

 

Auch körperlich bin ich so viel fitter geworden und das wohl vor allem aufgrund dieser drei Faktoren: 

  • regelmäßiger Sport
  • Bewegung mit Hund
  • mehr Vertrauen in mich selbst

 

Ich schaffe es inzwischen auch ihr Geschäft von unebenen Wiesen einzusammeln - das kam anfangs auf die Wiese an.

Aber das gehört nun mal dazu - ob mit oder ohne Schwerbehinderung.

 

(Ironischerweise schaffe ich es trotz Gehbehinderung die Hinterlassenschaften meines Hundes einzusammeln, der Großteil meiner (ich vermute mal) gesunden Mitmenschen jedoch nicht.)

 

Woran ich auch merke, dass ich körperlich zu mehr in der Lage bin bzw. mir mehr zutraue:

Ich gehe zwar noch vorrangig mit orthopädischen Schuhen mit Sanny spazieren, aber nicht mehr ausschließlich.

 

Zwar kann ich nach wie vor meist nicht am Hundetraining teilnehmen, weil die Unebenheiten in den Wiesen doch oft noch zu stark sind, doch hole ich das dann einfach im Innenhof mit ihr nach.

 

Mein Mann und ich bauen sogar teilweise einen kleinen Trainingsparcours auf - inklusive mit Hürden und Hütchen.

Da laufe dann auch ich zum Beispiel mit Sanny im Slalom - trotz Wiese.

 

Und solange ich auf diese Weise auch das Training absolvieren kann, körperlich weiter über mich hinaus und mit Sanny weiter zusammen wachsen kann, dann kann das gern genau so weitergehen.

 

Ich bin bereit für die nächsten Hürden.