Back to normal

 

Nach ganzen fünf Monaten war ich nun das erste Mal wieder im Büro und im Fitnessstudio. Ich muss sagen, es war gar nicht so ungewohnt, wie ich gedacht hätte. Das Ungewöhnliche war eher der fast einsame Arbeitsweg - als wäre es ein Sonntagmorgen.

 

Aber klar, es war schon ungewohnt sich wieder an den Platz zu setzen, an dem man sonst jeden Tag verbracht hat, die persönlichen Dinge in seiner Schreibtischschublade wieder zu entdecken und in altbekannte Gesichter zu sehen. Jedoch stellte sich so tatsächlich schnell ein positives Gefühl bei mir ein und daran merkte ich, dass ich trotz oder gerade wegen monatelangem Home-Office diese sozialen Kontakte einfach brauche.

 

Ich habe zwar meinen Mann und meinen Hund und somit die Möglichkeiten mich auszutauschen und auch raus gehen zu müssen - und dennoch. Es fehlten mir mit der Zeit einfach gewisse Interaktionen und andere Dinge, die ich erzählen könnte. Denn in den letzten Monate zu Hause waren die größten Highlights Arztbesuche und Ähnliches.

Es musste einfach wieder frischer Wind in die gerade erst neue gefundene Routine. 

 

Fast so ruhig und leer, wie es schon auf dem Arbeitsweg war, so ruhig und leer war es dann schließlich auch im Büro. Viele Kollegen trauen sich noch immer nicht ins Büro oder genießen einfach ihre neu gewonnene Flexibilität im Dauer-Homeoffice.

 

Ich habe es dagegen genossen in fast totaler Stille arbeiten zu können. Oft ist es im Großraumbüro einfach zu laut, um sich wirklich fokussieren zu können. Das kennen ja viele Arbeitnehmer.
Dagegen im Homeoffice kann ich die Stille zu Hause kaum ertragen und mache mir zum Beispiel gern einen Podcast an.

 

Obwohl mein Office-Tag später begann, als ich es in letzter Zeit gewohnt war (durch eine Stunde Fahrtweg) ging er wirklich schnell vorbei. Vielleicht auch durch die vielen neuen alten Eindrücke.

 

Und kaum, dass ich mich versah, stand ich auch schon wieder im Fitnessstudio.

Sofort schaute ich auch da wieder in gewohnte, freundliche Gesichter. Ich wurde herzlich von allen Seiten empfangen. Viele der Trainer freuten sich mich wieder zu sehen. Mit vielen von Ihnen habe ich die letzten Wochen über Video trainiert und es war schön sie wieder „live“ zu sehen.

Ich fühlte mich einfach sofort wieder pudelwohl, als wäre ich gar nicht so lange fort gewesen.

 

Ich war gespannt wie ich wohl diese paar Stufen ohne Geländer zu den Umkleiden meistern werde. Denn obwohl ich die letzten Monate weiter trainiert hatte, war dieses „back to normal“ dann doch etwas Anderes.

 

Voll beladen mit Laptop, Sporttasche und anderem stand ich dann also vor diesen Stufen und habe sie tatsächlich ohne Probleme gemeistert - ich würde sogar sagen weitaus sicherer, als an manch anderen „normalen“ Arbeitstagen in der Vergangenheit.

Erstmalig habe ich sogar einen teilweise flüssigen Fußwechsel hinbekommen.

Sonst nehme ich nämlich lieber Stufe für Stufe.

 

Aber bereits in der Mittagspause zeigte sich, dass ich physisch einen echt guten Tag hatte.

 

Ich war in einem neueröffneten veganen Restaurant und dort führte eine ganze Treppe ohne Geländer hinab.

Ich sicherte mich, wie sonst auch, an der Wand (und hier auch schon mal Wandbildern) ab. Überraschenderweise fühlte ich mich kaum unsicher. Und das, obwohl es wirklich einige Stufen waren.

Noch vor ein paar Monaten hätte ich dieses Wagnis gar nicht erst bestritten.

 

An meinem ersten Tag „back to normal“ gab es nur zwei Situationen, an denen ich gemerkt habe, dass ich diese Tage schon lange nicht mehr hatte:

 

  • ich bin auf dem Weg zur Arbeit in die erste U-Bahn gestiegen, die einfuhr. Jedoch verkehren dort verschiedene Linien und so erwischte ich erst die falsche

 

  • Ich bin im Fitnessstudio zu den Umkleiden durchmarschiert, ohne mich vorab anzumelden - und ich habe mich schon gewundert, warum mein Schrank nicht abschließt (macht er nur, wenn man angemeldet ist) Diese Erkenntnis kam mir allerdings erst zum Ende des Trainings.

 

Der Tag hat mir echt gut getan, auch wenn er im Vergleich zu denen der letzten Monaten sehr lang war. Trotzdem hat er mir den besten Endorphinschub seit langem gegeben.

 

Aber nicht nur mir - auch unserer Hundesitterin, die scheinbar jede Minute auskostete, in der

sie unsere Kleine nach langer Zeit wieder bei sich haben konnte.