1.000 Mal ist nichts passiert - aber irgendwann ist bekanntlich immer das erste Mal.
Diese Woche ist das passiert, wovon ich dachte, dass mir das aufgrund meiner körperlich positiven Entwicklung und acht Jahren Erfahrung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg gar nicht mehr passieren könnte.
Auf meinem Rückweg von der Arbeit musste ich wieder am S-Bahnhof Berliner Tor umsteigen.
Meine Bahn nach Hause fuhr gerade ein und ich wusste, dass ich diese nicht kriegen würde.
Denn ich befand mich noch auf der Rolltreppe am Ende des Bahnsteiges und müsste sowieso noch ein Stück weiter vor gehen, damit dann die Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante nicht so groß sein würde.
Also ließ ich mir Zeit. Die nächste Bahn kommt ja auch irgendwann.
An mir vorbei rannte eine Mutter mit ihrem Kind.
Die beiden schafften noch, worum sich Mama so bemüht hatte und stiegen also in der hintersten Tür des Zuges ein.
Auf einmal realisierte ich, dass mir die beiden extra weiter die Türen aufhielten und die Mama gab mir mit ihren Handzeichen zu verstehen: „Komm, komm! Das schaffst du noch!“
In der Regel schüttele ich in solchen Situationen den Kopf und sage meist auch, dass ich einfach nicht so schnell laufen kann.
Aber Entscheidungen werden nunmal in Bruchteilen von Sekunden gefällt - und diese fiel dieses Mal anders aus als sonst und ich beeilte mich also doch noch in den Zug zu kommen.
Aber in hinteren Haltebereich des Zuges ist die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig meist noch recht groß.
Ich weiß nicht mehr genau was, wie und in welcher Reihenfolge es geschah.
Die Türen der Bahn gingen gerade wieder zu.
Mama und ihr Sohn versuchten sie wieder aufzudrücken.
Auf einmal lag ich im Zug und mein linkes Bein war tatsächlich in dem Spalt zwischen Zug und Bahnsteigkante verschwunden.
Die Mama reagierte Gott sei Dank blitzschnell, zog mich komplett in den Zug und half mir dann auch wieder auf.
Sie fragte, ob alles okay sei - das war es. Zum Glück.
Wir unterhielten uns dann noch ein wenig darüber wie gefährlich dieser Bahnhof sei und sie wünschte mir noch einen guten und sicheren Heimweg, als sie schließlich mit ihrem Sohn Haltestelle Rothenburgsort ausstieg.
Ich war selbst von mir überrascht, wie souverän ich mit der ganzen Situation umging.
Normalerweise gehen bei mir alle Schleusen auf, sobald ich einfach nur gefragt werde, ob alles okay sei. Und das selbst dann, wenn ich einfach nur auf dem Fußweg gestolpert bin.
In der aktuellen Situation war es aber auch wirklich Gold wert, dass ich so souverän reagierte. Denn auch der Sohn der Frau hatte auch so schon einen ganz schönen Schreck bekommen, denn sie flüsterte ihm zu und versicherte ihm, dass alles okay sei.
Ja, es war alles okay.
Aber natürlich hatte auch ich einen kleinen Schock und die Gedanken rasten kreuz und quer in meinem Kopf.
Zu Hause berichtete mein Mann von seinem aufregenden Schulungstag. Ich hörte mir jede Anekdote geduldig an. Dabei hatte ich ja auch noch etwas nicht ganz Unwichtiges los zu werden.
Im Laufe des Abends tat mein Oberschenkel immer mehr weh, aber ich traute mich bis zum Schluss nicht (bis ich mal auf die Toilette musste) mir das Elend anzuschauen.
Als ich es mir schließlich anschaute, gab es aber erst mal Entwarnung.
Mein Oberschenkel sah einfach nur so aus, als seien lauter kleine Äderchenen geplatzt bzw, wie viele kleine Krampfadern.
Es stellte sich aber ziemlich schnell heraus, dass das Aufstehen und Hinsetzen ziemlich schmerzhaft waren. Auf der Seite konnte ich nicht liegen - und es handelte sich ausgerechnet um meine Schlafseite.
Die ganze Geschichte ging wohl also in Richtung Prellung.
Mittlerweile kann ich mich wieder normal bewegen und die blauen Flecken haben fast schon alle Farben des Regenbogens durchlaufen.
Aktuell sind sie weiterhin ein Mahnmal dafür das nächste Mal doch lieber wieder auf die nächste Bahn zu warten.