Im Juli habe ich mir über meinen Arbeitgeber zwei neue Monitore für meinen Home-Office-Arbeitsplatz bestellt und diesen komplett neu eingerichtet.
Ich hatte jahrelang zu Hause lediglich nur mit meinen Laptop und dessen Bildschirm gearbeitet.
Ich fand das sehr lange viel besser, weg von diesem „starren“ Arbeitsplatzgefüge.
In den ersten Coronajahren war mein Arbeitsplatz entsprechend der Wohnzimmertisch. Und das obwohl wir ein separates Zimmer haben, in dem auch schon immer unsere
privaten Rechner standen.
Nach meiner mentalen Probleme 2022 empfand ich eine räumliche Abgrenzung vom privaten Bereich und Arbeitsbereich dann doch sinnvoller.
Da sich mein Mann nun auch von seinem privaten Rechner verabschieden musste und nun nur noch einen Laptop zur Verfügung hat, war das Startschuss für einen
vernünftigen Home-Office-Arbeitsplatz mehr als gegeben.
Ich hatte nach Jahren auch wirklich das Bedürfnis danach, weg vom Laptop-Bildschirm. Nicht zuletzt durch meine neuen Aufgaben im Unternehmen ist das viel
sinnvoller.
Mein neuer Home-Office-Arbeitsplatz ist wirklich sehr sehr schön geworden, ich fühle mich sehr wohl damit.
Vielleicht ein Grund, warum ich mich aktuell wieder weniger im Büro habe blicken lassen.
Aber es tat mir auch so gut mehr zu Hause zu sein.
Denn ich fühlte mich so kaputt und ausgelaugt aufgrund neuen Inputs und weiterer Maßnahmen der globalen Umstrukturierungen meines Arbeitgebers, bei denen ich in
meinem Bereich maßgeblich unterstützte. Oft fühlte ich mich, als würde ich zwei Jobs gleichzeitig machen - meinen alten und meinen neuen.
So fühlte ich mich bereits Mitte Juli schon dermaßen erschöpft und urlaubsreif - jedoch mit dem Hintergedanken, dass es noch ganze 4 Wochen bis zum nächsten Urlaub
sein sollten.
Meinem Mann erging es nicht anders.
Zu allem Überfluss lagen wir dann beide samt Lebensmittelvergiftung flach.
Es war erst das zweite Mal in 12 Jahren Hamburg, dass wir gleichzeitig krank im Bett liegen sollten, zuletzt 2023 mit Corona.
Aber es gab auch sehr erhellende Momente im Juli.
So wurden endlich einmal die Badmintonschläger ausgepackt.
Hieß es früher als ich klein war immer sinngemäß ich könne das sowieso nicht mit dem Resultat, dass man es in der Regel gar nicht erst mit mir ausprobierte, so habe
ich bei meiner ersten Einheit nach etlichen Jahren zumindest einen Ballwechsel mit zwei Rückschlägen geschafft.
Es klingt nach nichts, aber ist für mich ein großer Erfolg.
Nach dem Ball über meinem Kopf gucken zu müssen bedeutet für mich nicht auf meine Füße gucken zu können. Auch muss ich das Risiko eingehen Schritte nach hinten zu
gehen, ohne zu sehen was hinter mir ist, mit gleichzeitigem Blick nach oben Richtung Ball..
Ich muss dadurch lernen mir selbst mehr zu vertrauen - und mich weniger vor fliegenden Objekten weg zu ducken.
Außerdem ist es ein wunderbares Balance- und Ganzkörpertraining.
Auf Training zu Hause habe ich ohnehin aktuell nicht die größte Lust.
Zudem ist mein Mann der beste Trainingspartner in solchen Beziehungen, weil er mich auch wirklich fordert.
So drückt er oft gar nicht mehr zu, wenn er mir die Hand zur Unterstützung reicht, um zum Beispiel eine Stufe zu überwinden. Er lässt seine Hand oft nur locker
hängen, sodass die meiste Kraft dann doch von mir selbst kommen muss - sowohl körperlich als auch mental.
Vielleicht schaffe ich es ja doch eines Tages ein paar Stufen ohne jegliche Hilfe oder Absicherung zu meistern..
Auf jeden Fall habe ich mich auch wieder getraut kleine Kanten freihändig zu überwinden, für das mir zuletzt mein Kopf immer einen Strich durch die Rechnung gemacht
hat.
Alles Dinge, die mich mental Stärken, mich zurück zu meiner alten Form bringen oder gar darüber hinaus.
Die schönste Begegnung hatte ich am letzten Juliwochenende in Berlin, als ich auf einer Geburtstagsfeier zwei alte Schulfreunde aus meiner 1. Klasse nach Jahren
wieder traf.
Und es fühlte sich gar nicht komisch an. Eher wie nach Hause kommen.
Die Grundschulzeit war für mich rückblickend ohnehin die schönste Zeit.
Meine Grundschule war eine Schule für Körperbehinderte mit kleinen Klassenverbänden und Nachmittagsbetreuung.
Diese Zeit war das Fundament meiner Persönlichkeitsentwicklung und als wir uns wieder sahen, hatte ich das Gefühl dieses Fundament unter Schichten wieder zu
entdecken. Mit der Möglichkeit mich darauf zu besinnen wo ich herkomme, wer ich bin und was wirklich wichtig ist.
Einhergehend mit einer tiefen Dankbarkeit dafür was die damals 6-jährige Conny seit Beginn der Grundschulzeit alles erreicht hat.