Nachdem ich im August einen ereignisreichen, aber schönen Urlaub verbrachte, kam ich im September besonders schwer wieder in den Alltag.
Tägliche Kopfschmerzen plagten mich, die ich auf den Zuckerentzug schob. Denn den Urlaub habe ich Urlaub sein lassen und nicht allzu sehr auf Protein-Kohlenhydrat- und sonstige Verhältnisse geachtet.
Ich fing spät an zu arbeiten, teilweise erst ab 10 Uhr - was bei mir sonst nur bei morgendlichen Arztterminen vorkommt.
Umso dankbarer bin ich flexibel arbeiten zu dürfen.
Aber kaum bin ich wieder in der Alltagsroutine angekommen, wurde sie auch schon wieder umgeworfen.
Mitte September feierten wir Sanny’s 5. Geburtstag.
Nur einen Tag danach fand ich mich mit ihr beim Tierarzt wieder.
Sie hatte sich tagsüber langsam und auch nur sehr wenig bewegt und ich vermutete sie müsse (ggf. starke) Schmerzen haben.
Ich hatte sofort ihre Beine/Kniescheiben in Verdacht.
Aber ein Abtasten derer brachte mir keine Bestätigung.
Der Tierarzt konnte nicht wirklich etwas feststellen, die Kniescheiben stehen ja schon seit Welpenalter auf der Beobachtungsliste, jedoch war sie bisher selten gehumpelt - und diesmal auch nicht.
Er stellte lediglich einen verspannten Rücken fest.
Sanny bekam dennoch eine Spritze gegen ihre vermeintlichen Schmerzen und ich bekam Schmerztabletten für die nächsten Tage.
So richtig zufriedenstellend war das alles aber irgendwie nicht.
Doch allein zu erfahren, dass dein kleines Familienmitglied wohl Rückenschmerzen hat, selbst das möchtest du nicht hören.
Ich gab ihr die nächsten Tage die Schmerztabletten, konnte aber nicht einschätzen, ob diese wirklich etwas brachten. Zudem waren Nebenwirkungen zu beobachten. Selbst als spontan liebe Freunde aus Berlin über das Wochenende kamen, verhielt sich Sanny verhalten, träge und regelrecht lethargisch.
Ich machte einen Termin bei einer Hundephysiotherapeutin.
Der Termin war erschreckend und augenöffnend zugleich.
Es wurde bei Sanny eine schwere Form der Patellaluxation festgestellt.
Die Physiotherapeutin war selbst überrascht WIE oft Sanny’s Kniescheiben raus- und reinspringen, selbst bei einfachen und alltäglichen Bewegungen, wie zum Beispiel beim Hinsetzen.
Die Verspannung im Rücken wurde gelöst und wir haben Hausaufgaben aufbekommen - verschiedene Übungen, um die Hinterbeine zu stärken, denn Sanny’s Muskulatur sei vorne stärker als hinten.
Auch haben wir gezeigt bekommen, wie wir selbst Verspannungen lösen können, zum Beispiel an den Adduktoren.
Nachdem der Schreck über diese Diagnose verdaut war, musste ich wieder feststellen:
Dieser Hund passt einfach zu uns.
Denn wir haben alle drei etwas mit den Beinen.
Allerdings würde es schwer für mich sein die Praxis einmal alleine aufzusuchen.
Denn sie befindet sich in einem Privathaus, das ziemlich abgelegen in einer Wohnsiedlung liegt, dessen Wege und Straßen mit vielen Pflastersteinen übersät
sind.
Der Eingang zur Praxis erfolgt entweder über Stufen ohne Handlauf oder eine dermaßen steile Schräge aus glatten Outdoorsteinen, dass ich dort wohl eher hoch
krabbeln/runter rutschen würde, als es auch nur einmal auf normalen Wege zu probieren, wenn ich alleine wäre…
Eine ähnlich schwierige Situation stellt mittlerweile mein Arbeitsweg dar.
Kurz vor dem Büro befindet sich eine Baustelle, die sogar den Fußweg in Beschlag nimmt und der somit auf die Straße umgeleitet wird.
Bisher konnte ich nach der Baustelle dann über eine Einfahrt barrierefrei auf den Fußweg und zum Bürogebäude gelangen.
Nun ist die Baustelle erweitert worden und die Einfahrt damit nicht mehr zugänglich.
Eine echte Überraschung, wenn man morgens auf einmal nichts ahnend auf dem Weg ins Büro und in dem festen Glauben ist, dass man auch heute wieder die Baustellensituation dank der normalerweise zugänglichen Einfahrt problemlos meistern würde.
Zwar wurde eine „Teeraufschüttung“ (oder was das immer ist) als Rampe geschaffen, doch sind mir diese in der Regel zu steil und zu uneben. So auch diese.
Denn ich versuchte es einmal und bewältigte die Situation glücklicherweise ohne Sturz, wenn auch sehr unbeholfen.
Ich stellte irgendwann fest, dass in der Regel auf der linken Seite der Baustelle ein Bauzaun stand, an dem ich mich abstützen konnte, um die Stufe zu nehmen.
Ich konnte also in der kommende Woche beruhigter ins Büro fahren. Dachte ich.
Denn eine Woche später war weder ein Bauzaun als Handlaufalternative parat (er stand einfach zu weit weg) noch die Rampenalternative stand zur Verfügung, denn sie war durch ein Auto der Baustellenarbeiter halb zugeparkt.
Ich musste also einfach versuchen die Stufe freihändig zu nehmen.
Ein junger Mann auf einem E-Scooter blieb stehen und half mir schließlich, passte sogar auf, dass ich wirklich sicher auf dem Fußweg ankam und nicht noch von den vielen Fahrradfahrern, mit denen ich den Umweg teilte, erfasst werden würde.
Ich schloss nun in Erwägung in Zukunft meine Krücke als Absicherung mit einzubeziehen.
Ich hatte sie mir bereits vor einer ganzen Weile gekauft, jedoch noch nie benutzt, geschweige denn überhaupt trainiert wie ich am besten mit ihr umzugehen
habe.
Es ist eine Krücke die ich zusammenklappen kann, sodass ich sie nur bei Bedarf heraus holen brauche.
Den Standardfuß habe ich durch einen breiteren Fuß ersetzt, der mir zusätzliche Sicherheit geben soll.
Mit ihm kann die Krücke sogar von alleine stehen bleiben.
Ich erschrecke mich jedes Mal, wenn ich ältere Menschen mit solchen instabilen Gehstöcken mit Standard-Minifuß sehe. Sowas kann einfach kein Hilfsmittel sein.
Jedenfalls beschloss ich mit meinem modifizierten Gehstock zu trainieren, um für zukünftige, unvorhersehbare Situationen besser gewappnet zu sein.
Denn ich habe keinerlei Erfahrung damit mit Krücken oder Gehstöcken zu laufen, ich hatte ja immer meinen Rollstuhl oder ganz früher auch meinen Rollator.
Mein Mann half mir selbstverständlich beim Training.
So ging ich unsere Treppen nur mit Hilfe meines Gehstocks hinunter! Vom zweiten Stock bis ins Erdgeschoss.
Noch dazu sind die Stufen in unserem Treppenhaus höher als gewöhnlich.
Ich ging zwar nur ganz langsam Stufe für Stufe hinunter, aber egal. Und auch wenn manchmal ins Schwanken kam und mich doch noch mal kurz am Geländer abstützen musste, so habe ich es dennoch geschafft.
Trotzdem war ich mega stolz, auch wenn mein Herz pumpte vor Aufregung und der Angst doch zu stürzen - was nicht passierte.
Noch nie in meinem Leben bin ich Treppen gestiegen ohne das Geländer zu benutzen.
Ich stellte fest, dass die Innenrotation meiner Füße schon ein Problem darstellt, wenn ich Stufen konzentriert hinab steigen möchte. Denn in dieser Situation kann ich einfach nicht gegen die Innenrotation ansteuern. Aber vielleicht finde ich noch die perfekte Technik für mich.
Und auch wenn ich in meinem aktuellen Alltag gut zurecht komme und mich nicht unsicher fühle, so merke ich doch, dass ich wieder mehr Kraftsport machen sollte, um meine Stabilität zu verbessern, was mir natürlich zusätzliche Sicherheit geben würde.
Ich habe mitbekommen, dass die Fitnessstudio-Kette, in der ich angemeldet bin und die ein Studio in direkter Nähe zu meinem alten Büro hat, nun im Oktober eine weitere Filiale in Fußnähe zu meinem neuen Büro aufmacht. Und das ist keine Kette mit etlichen Filialen.
Also wenn das kein Zeichen ist…